Wie es ist Vollzeit im ausgebauten Feuerwehr LKW bzw. Van zu leben

von | Sep. 27, 2025 | Allgemein | 4 Kommentare

Wie es ist Vollzeit im ausgebauten Feuerwehr LKW bzw. Van zu leben

„Ich könnte das ja nicht!“

„Mann kann sich ja gar nicht aus dem Weg gehen …“

„Ich hätte da ja auch Lust drauf, aber Schatzi macht da nicht mit …“

„Cool!“

Diese noch jede Menge weitere Reaktionen bekommen wir, wenn wir erzählen, dass wir seit über einem Jahr in unserem selbstausgebauten Feuerwehr-LKW leben.

Und ja: Wir haben die Karre komplett selbst gebaut.

Wir haben den Feuerwehraufbau selbst abgerissen, die Fahrerkabine gekürzt, einen neuen Zwischenrahmen gebaut, die Elektrik für das Fahrzeug komplett neu gelegt, neue Dieseltanks eingebaut und und und. 

Aber darum soll es in diesem Artikel gar nicht gehen.

Hier soll es darum gehen, wie es ist aus einer normalen Wohnung bzw. Haus auf knapp 10 mobile Quadratmeter zu ziehen.

Ohne Storage.

Sprich, alles zu verkaufen und nur noch das zu haben, was in bzw. auf dieses Auto passt.

Eines vorweg:

Seinen Haus- und Besitzstand so extrem zu reduzieren war zwar anstrengend, ist uns am Ende aber nicht schwer gefallen.

Was uns ehrlicherweise schwerer gefallen ist, was die Umstellung auf das Leben auf Reisen.

Auf einmal waren wir ständig zusammen.

Okay, das waren wir früher auch.

Aber wir hatten Ablenkung.

Lars war sehr aktiv bei der freiwilligen Feuerwehr und ich war beim Hundesport und beim Reiten.

Jeder hatte sein Hobby und das war auch völlig okay.

Jobtechnisch waren wir auch ausgelastet, so dass wir nur hin und wieder etwas gemeinsam unternommen haben.

Mal abgesehen vom gemeinsamen kochen und dem wöchentlichen Spielabend mit unserem Sohn.

Wenn wir aber ehrlich sind, hatten wir im Alltag nicht viel miteinander zu tun.

Das hat sich mit dem Einzug in den Benz und unserer ersten langen Reise grundlegend geändert.

Unser Leben war auf einmal völlig anders und wir waren 24/7 zusammen.

Gott sei Dank konnten wir uns schon immer gut gegenseitig in Ruhe lassen.

Das hat auf jeden Fall geholfen.

Was uns aber über die Zeit aufgefallen ist:

Wir hatten uns ziemlich weit voneinander entfernt.

Jeder hat das gemacht, was ihm Freude machte und wir waren am Ende nur noch sehr selten zusammen.

Zwar haben wir uns das als etwas wahnsinnig tolles verkauft, als wir dann aber unterwegs waren und uns wieder mehr miteinander auseinander setzen mussten, ist uns aufgefallen: so toll war das gar nicht.

Erste Erkenntnis zum Vollzeit leben und reisen im Van, Wohnmobil, Weltreisemobil oder Camper …

Man muss sich gut in Ruhe lassen können.

Man muss sich aber auch darüber klar sein, dass, wenn man so lange auf Reisen ist, nur sich hat.

Ja, man lernt andere Länder und viele Menschen kennen.

Das sind aber immer nur kurze Augenblicke.

Das was immer gleich bleibt ist Schatzi mit all den liebenswerten Macken und Abgründen.

Für uns war es rückblickend genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt.

Wer weiß, vielleicht hätten wir uns in unserem alten Leben auseinander gelebt.

Vielleicht auch nicht.

Niemand weiß nichts genaues.

Klar ist: Man muss sich schon richtig gut leiden und aushalten können, wenn man auf 10 Quadratmeter zieht.

Zweite Erkenntnis zum Vollzeit leben und reisen im Van, Wohnmobil, Weltreisemobil oder Camper …

Man hat viel mehr Zeit.

Eine Wohnung oder noch schlimmer, ein Haus mit Garten sind maximale Zeitfresser.

Nicht nur im Facilitymanagement.

Auch die Arbeitszeit die drauf geht, um sich den Bumms leisten zu können, muss man mitrechnen.

All das entfällt bei unserem Lebensstil.

Ja klar, so ein Wohnmobil kostet auch Geld, keine Frage.

Aber nicht so viel wie eine Wohnung oder ein Haus.

Und es braucht weniger Instandhaltungszeit.

Wobei wir immer wieder ziemlich viel an unserem Benz optimieren müssen.

Ist wie bei einem Hausneubau.

Funktioniert halt nicht alle auf Anhieb.

Trotzdem ist es günstiger und schneller gemacht.

Dritte Erkenntnis zum Vollzeit leben und reisen im Van, Wohnmobil, Weltreisemobil oder Camper

Du musst Bock auf 3D Tetris haben.

Auch wenn wir nicht mehr so viel Zeit mit Putzen und Instand halten verbringen, fühlt es ich so an, als würden wir unser halbes Leben Sachen von A nach B und wieder zurück nach A räumen.

Aufgrund des begrenzten Platzes müssen wir alles immer wieder weg räumen.

Da wir leider nicht die ordentlichsten Menschen unter der Sonne sind, wird das in der Regel nicht immer sofort umgesetzt.

Sprich: Wir müssen immer erst eine Fläche frei räumen, bevor wir etwas neue machen können.

Kekse backen – was ich tatsächlich tue – ist Tetris in einer ganz neuen Dimension.

Backen an sich ist schon besonders.

Das liegt daran, dass unser Arbeitsfläche ziemlich begrenzt ist und neben der KitchenAid nur wenig bis gar kein Raum mehr bleibt.

Aber: Wo ein Wille ist, da entsteht auch ein Keks.

Ob wir die Entscheidung bereut haben

Es gab sicher den einen oder anderen Moment, in dem wir die Zeit gern zurück gedreht hätten.

Aber nicht vollends.

Nur in Teilen.

Zum Beispiel beim Kekse backen.

Oder beim Duschen.

Ich würde auch gerne mal wieder im Winter in einer Badewanne liegen.

Dafür lag ich letzten Winter in Südspanien am Strand.

Also was beschwere ich mich?

Seit wir im Benz leben ist einer unserer Lieblingssprüche:

„Einen Tod muss man sterben …“

Klingt komisch.

Das liegt daran, dass der Zusatz fehlt:

„ … Wähle weise. Denn Deine Wahl bestimmt, welches Leben Du lebst!“

Noch mehr von uns findest Du auf unserem Instagramkanal und auf unserem YouTube-Kanal

Lass uns auch gern einen Kommentar da, ob Du Vollzeit im Camper lebst oder mit dem Gedanken spielst. Wir sind gespannt auf Deine Gedanken.

Anja und Lars von Niekerkensreise sitzen mit ihrem Hund vor ihrem roten Mercedes Benz 1224 4x4 Feuerwehr-LKW, den sie zum Expeditionsmobil ausgebaut haben. Auf einer grünen Wiese genießen sie den Abend vor ihrem offenen LKW-Wohnmobil und zeigen ihr Leben unterwegs.
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4 Kommentare

  1. Juhuuuu ihr zwei, also ich finde den Artikel spannend und ehrlich und unterhaltsam geschrieben😁. Wir das sind Tom und Manuela sind zur Zeit mit dem Um/ Ausbau an unserem NAW Bus dran. Der soll dann unsere zu Hause werden.
    Bin da zwar no irgendwie skeptisch, so ganz ohne Wohnung und meine Familie, aber es dauert ja noch bis der Bus dann soweit ist 😉

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    • Wir sagen mal so: Es ist nicht so wie man es sich vorstellt. Es ist zwischendurch auch mal richtig Sch**ße. Aber am Ende ist es für uns das beste was uns passieren konnte 😎

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  2. Hach, das erinnert mich an unsere Auswanderung nach Kanada, mit je zwei Koffern und dem Hund, oder das spätere Leben im Tinyhome. Man muss sich von materiellen Dingen (und auch Freunden und sogar Familie) trennen können. Und man muss sich auf engstem Raum organisieren können, sonst endet man irgendwann im Chaos. 🙂
    Und man muss sich schon sehr lieb haben um auf so engem Raum miteinander auf Dauer leben und umgehen zu können. Es ist halt sehr schwer, sich aus dem Weg zu gehen…

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    • Sehr schön beschrieben. Genauso empfinden wir es auch.

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