Freiheit, die wir meinen

Freiheit, die wir meinen

26. April 2021 | Highlight, Fulltime Vanlife, Gedanken | 0 Kommentare

Jeder Neuanfang beginnt mit einer Entscheidung, zum Beispiel eine Ehe. Jemand macht einen Heiratsantrag und im besten Falle sagt die gefragte Partei „ja“ … Manchmal enden Beziehung auch so. In dem Fall sagt dann wohl die gefragte Partei „nein“ … Wobei man dann aber durchaus annehmen darf, dass die fragende Partei die Zeichen der Zeit nicht richtig gedeutet hat. Und, das ist wohl auch sicher, wurde sich im Vorweg nicht über die Möglichkeit der Eheschließung an sich unterhalten. Aber ich schweife schon ab, bevor ich überhaupt zum eigentlichen Thema komme. Also zurück zum Thema: Wir, Lars und Anja, haben die Entscheidung getroffen, unser Leben mit 45 und 50 plus noch einmal komplett umzukrempeln. Und tatsächlich gab es keinen Zeitpunkt an dem wir die Entscheidung so richtig festmachen können. Die Entscheidung ist über ein paar Jahre gereift und Ende 2019 haben wir uns tief in die Augen geschaut, vielleicht auch zu tief ins Weinglas, möglich ist alles, und haben beschlossen, unser Haus zu verkaufen und den Sprung zu wagen, nochmal ganz neu anzufangen.

Mit 45+ nochmal von neu starten …

Im Grunde hatten wir in unserem Leben ganz kommod eingerichtet: Kind, Haus mit zwei Einliegerwohnungen und 1.000 Quadratmetern Grundstück, beide erfolgreich selbstständig und genug Zeit und Geld immer wieder mit unserem geliebten Doc (VW T3 Weinsbergausbau) in Urlaub zu fahren. Klingt doch alles ganz wunderbar. Das Kind inzwischen auf dem Gymnasium, top Schüler (von wem er das wohl hat …) und mega peacig drauf. Und trotzdem waren wir irgendwie unzufrieden. Unglücklich wäre nicht der richtige Ausdruck, denn dafür lief es einfach zu gut. Es war viel mehr die Frage: Bleibt das jetzt für immer so? Und die Antwort war „Im Grunde ja …“ Eine Antwort, die uns nicht wirklich glücklich gemacht hat. Verrückt, oder? Wir hatten alles, wonach andere, und wir bis zu dem Punkt ja auch, immer streben … Tja, und damit kam die Frage: War’s das jetzt? 

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Die ideale Frage, um in eine ausgewachsene Midlifecrisis zu schlittern. Das Alter dafür hätten wir ja gehabt. Das Problem war nur: keiner von uns hatte wirklich Lust auf jüngere Partner und darauf, nochmal eine neue Beziehung zu starten. Warum auch? Wir fanden und finden uns halt immer noch toll 😉 Und nun? Nicht mal für eine kleine Krise reichte es in unserer heilen Welt. Nein, im Ernst. Irgendwann Ende 2019 bei der einen oder anderen Flasche Rotwein haben wir uns darüber unterhalten, ob wir den Rest unseres Lebens so weiter machen wollen. Und die klare Antwort war „Nein, das ist uns zu langweilig“. Nicht, dass das irgendwer falsch versteht, das hat uns schon etwas verunsichert. Die erarbeitete Sicherheit einfach so weg zu packen und nochmal neu zu starten, fiel und fällt uns auch nicht mal so eben in den Schoß. Aber wir waren uns halt einig, dass wir jetzt nach 20 Jahren als Hausbesitzer wissen, wie das Spiel geht und wir es eben nicht mehr spielen wollten. 

Nachdem wir mehr mit dem Doc unterwegs waren und 2019 richtig tolle Touren gemacht hatten, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass für uns weniger mehr ist. Allerdings haben wir ja noch die Verantwortung für unseren Sohn. Der ist aktuell 17 Jahre und gerade in der 11. Klasse. Er, sein Schulabschluss und sein Start in sein eigenes Leben haben absolute Pirorität. Also haben wir uns hingesetzt und einmal hin und her überlegt und gerechnet. Dabei ist uns aufgefallen, wenn wir 2020 das Haus verkaufen und noch 3-5 Jahre in eine Mietwohnung ziehen, haben wir genug Zeit und Geld, um uns ein Expeditionsmobil nach unseren Vorstellungen zu bauen und damit dann ins Fulltimevanlife noch weit vor der Rente zu starten. Außerdem hätte Anja genug Zeit, ihr Business so umzubauen, dass wir davon leben könnten. Damit waren dann auch die Rollen verteilt. Lars: Auto und Anja: Finanzen 🙂 Damit stand der Plan: im März 2020 starten wir mit dem Hausverkauf, so dass wir im Sommer das Haus verkauft haben …

Hausverkauf mit Hindernissen

Wie war das noch? Wenn die Menschen Pläne machen, fällt Gott im Himmel vor Lachen vom Stuhl. Na, der muss wirklich mächtig Spaß gehabt haben. Denn den aufmerksamen Leser*innnen wird nicht entgangen sein, dass im März 2020 Corona Einzug hielt … Das hat uns natürlich erst einmal verunsichert. Auch wenn wir uns gern ins Abenteuer stürzen, dass war uns dann auch etwas unheimlich. Bis wir gemerkt haben: Eigentlich ändert das an unseren aktuellen Plänen ja gar nicht. Schließlich wollten wir ja erstmal nur unser Haus verkaufen und in eine Mietwohnung ziehen. Das sollte ja wohl machbar sein. Gesagt getan: Wir haben unser Haus im Mai 2020 zum Verkauf angeboten.

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Der Doc auf unserer alten Einfahrt …

Natürlich haben wir erstmal alles falsch gemacht, was man so falsch machen kann. Wir dachten, wir kriegen das schon ohne Makler*in hin. Dabei haben wir irgendwie übersehen, dass Makler*in ein Beruf ist … Das könnte ja eventuell einen Grund haben. Der war uns zu dem Zeitpunkt aber noch nicht klar. Also haben wir unser Haus völlig überteuert bei ebay-kleinanzeigen und immowelt inseriert. Da der Immobilienmarkt rund um Hamburg echt leer gefegt ist, kamen auch ein paar Interessenten. Ein paar waren auch so höflich, uns für unsere Preisvorstellungen nicht gleich auszulachen, andere haben gleich auf dem Absatz kehrt gemacht. Mal abgesehen davon, war es dann auch echt anstrengend, das eigene Zuhause von fremden Menschen bewerten zu lassen. Für diese Erkenntnis haben wir bis Ende Juni gebraucht und haben dann eine Maklerin eingeschaltet. Unser Haus wurde auf einen Schlag 100.000 Euro günstiger 🙂 und natürlich erschienen jetzt auch wesentlich mehr Interessent*innen. Jedes Wochenende ist die Maklerin mit ihrem Team mit unzähligen Menschen durch unser Haus gelaufen und wir haben uns jedes Mal vom Acker gemacht. Das war echt angenehm. Unangenehm war, dass viele Menschen Häuser kaufen wollen, aber nicht das entsprechende Geld haben, das aber erst wirklich zugeben, wenn man kurz vor dem Maklertermin steht … Dadurch haben wir gut 6 Wochen verloren. Am Ende wurde dann aber doch noch alles gut und am 28. Dezember 2020 haben wir den Kaufvertrag unterzeichnet. 

Die Vorlaufzeit war auch echt von Vorteil, denn so hatten wir genügend Zeit, schon einen Großteil auszumisten. In 20 Jahren sammelt sich ganz schön viel Kram an. Vor allem bei Schrauber-Lars 🙂 Lars ist jetzt übrigens in der Selbsthilfegruppe der ehemaligen Teilesammler 😉 Sein Tipp: klein anfangen. Eine Schraube für den Anfang … 🙂 Bei Anja stellte sich die Frage: Wieviel Geschirr braucht man wirklich? Und ist Besteck für 50 Personen unbedingt notwendig 😉 Trotzdem gab es nach dem Auszug noch zwei sechs Kubik Container mit Restmüll … Wenn man sich überlegt, dass wir für den ganze Kram ja mal eine Menge Geld ausgegeben haben, welches wir mit unserer Lebenszeit verdient haben, dann ist das schon eine bemerkenswerte Erkenntnis. 

Neuanfang in kleinen Schritten …

Alles in allem hatten wir riesiges Glück mit unserer neuen Wohnung. Ein Dorf weiter haben wir eine gemütliche drei Zimmer Wohnung 350,- Euro unter unserem Budget ergattert und haben uns ziemlich schnell eingelebt. Im Grunde waren wir nach der ersten Nacht schon angekommen. Das Bemerkenswerte daran ist, dass es zeigt, wie wenig Freude wir noch an unserem alten Zuhause hatten. Alles hat uns daran belastet. Die Mietwohnungen: ständig war irgendwas. Der Garten: keiner von uns hat Bock auf gärtnern. Und das bei einem 1000 Quadratmeter Grundstück. Finde den Fehler. Außerdem wäre es an der Zeit gewesen, das Erdgeschoss einmal komplett zu entkernen und neu zu machen … Inklusive Strom und Heizungen … Zu allem Überfluss ist es dann auch noch verhältnismäßig teuer ein Haus zu unterhalten. Geld, welches man ja auch erst mal rein arbeiten muss. Wir haben für etwas gearbeitet, was wir schon seit längerem nicht mehr wollten. Nicht das wir uns falsch verstehen. Wir haben die Entscheidung, dass Haus vor 20 Jahren zu kaufen nie bereut. Wir haben dort tolle Parties gefeiert, unseren Sohn groß gezogen, ein Baumhaus gebaut und viele schöne Dinge erlebt. Aber irgendwie war diese Zeit vorbei. Es hat zwar etwas gedauert, bis wir es gemerkt haben, aber glücklicherweise haben wir es gemerkt.

Aktuell räumen wir noch die allerletzten Dinge aus Haus und Garage. Und zum 26. März ist es dann soweit: Das Haus wechselt dann offiziell seine Besitzer. Und dann?

So geht’s weiter …

Dann werden wir nach der Basis für Expeditionsmobil Ausschau halten. Unsere Wunschkandidaten sind ein MAN G90 4×4 oder das eine oder andere Mercedesmodell…. Ein paar haben wir immer schon mal entdeckt, aber ab März geht es dann los mit der ernsthaften Suche 🙂 Außerdem ist Anja gerade dabei ihr Business komplett auf Online umzustellen, so dass wir später auch von unterwegs arbeiten können. Auch wenn das Geld aus dem Verkauf ausreicht, um ganz knapp bis zur Rente zu kommen, so ist doch der Plan, weiter zu arbeiten. Und genau darüber wollen wir auch berichten, denn wir glauben, dass es vielen helfen könnte, auch ihren Traum vom Nomadenleben anzugehen, wenn sie wüssten, wie sie es finanzieren könnten. Darum haben wir uns folgende Schwerpunkte überlegt, die ihr hier im Blog und in einiger Zeit auch als Videos (YouTubekanal ist in Planung) bei uns finden werdet:

  • Suche, Planung und Ausbau eines 4×4 Expeditions-LKWs
  • Finanzierung, Versicherungen, Businessplanung etc.
  • Touren mit dem Doc bis es soweit ist
  • Rein ins Fulltime-Vanlife (wenn es dann soweit ist)

Wenn Ihr Fragen an uns habt, dann schickt uns die gern unter hallo@niekerkensreise.de. Wir freuen uns, wenn wir unsere Inhalte auf Eure Interesse abstimmen können.

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